50 Jahre Humangenetisches Institut an der FAU

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Foto: Roswitha Linsenmeyer

50 Jahre Humangenetisches Institut Erlangen

Anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung des Humangenetischen Institutes in Erlangen fand am 2. Oktober 2015 ein Symposium mit internationalen Gästen statt. Mit Fokus auf der translationalen Medizin diskutierten nationale und internationale Experten die zukünftigen Herausforderungen und Möglichkeiten der Humangenetik. Ein wichtiges Thema war dabei die von ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern vorgestellte erfolgreiche Anwendung neuer Technologien im Rahmen der personalisierten Medizin.

Die Anwesenden wurden durch Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Schüttler (Dekan der Medizinischen Fakultät) und Prof. Dr. Klaus Zerres (Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik) begrüßt, der das Institut als eines der führenden Einrichtungen des Faches in Deutschland bezeichnete. Anschließend gab Prof. Dr. André Reis (Direktor des Humangenetischen Institutes) eine Übersicht über die Entwicklung des Institutes in den letzten 50 Jahren. Es folgten Referate internationaler Experten zur Rolle der Humangenetik in der medizinischen Versorgung und Forschung im Zeitalter der Sequenzierung des individuellen Erbgutes (Genoms). Dabei wurde ausführlich die Rolle der neuen Technologien der Genomsequenzierung sowohl für die Erforschung als auch die Diagnostik erblicher Erkrankungen diskutiert. Diese Techniken spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Aufklärung der Ursachen und der Charakterisierung von Krebserkrankungen, Entwicklungsstörungen und vielen chronischen Erkrankungen. Auch Aspekte der epigenetischen Regulation der Erbinformation wurden thematisiert ebenso wie die Bedeutung bioinformatischer Verfahren für die Interpretation der riesigen Dateninformation aus der Genomsequenzierung.

Das Humangenetische Institut wurde 1965 mit der Berufung des ersten Lehrstuhlinhabers, Prof. Dr. Gerhard Koch, gegründet. Anfänglich stand die klinische Anwendung der Chromosomenanalyse zur Diagnose verschiedener Syndrome im Vordergrund. Mitte der 70-iger Jahre kam die vorgeburtliche Diagnostik, zuerst mit der Fruchtwasseranalyse und später der Chorionzottenanalyse, hinzu. Unter seinem Nachfolger, Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolph A. Pfeiffer, wurde ab 1978 die klinische Genetik stark ausgebaut und Ende der 80-iger Jahre die Molekulargenetik eingeführt. Die Kombination molekularer Techniken mit der klassischen Chromosomenanalyse erlaubte in den 90-iger Jahren zahlreiche wissenschaftliche und medizinische Erfolge. Mit seiner Berufung im Jahr 2000 baute der heutige Lehrstuhlinhaber, Prof. Dr. André Reis, die Molekulargenetik stark aus. Es gelang seitdem, zahlreiche erblich bedingte Erkrankungen molekular aufzuklären und klinisch zu charakterisieren. Ein Schwerpunkt bilden dabei die Entwicklungs- und Wachstumsverzögerung, die geistige Behinderung sowie die Schuppenflechte (Psoriasis) und der grüne Star (Glaukom). Seit 2007 ist das Institut Teil des Universitätsklinikums Erlangen und nimmt neben der Forschung auch weiterhin wichtige Aufgaben in der Patientenversorgung war, sowohl in der genetischen Sprechstunde als auch in hoch-spezialisierten genetischen Laboren.