Forschungswege: Neues aus Logopädie und Sprachtherapie!

Aktion "Uns geht die Luft nicht aus" Forschungssymposium Logopädie 2020
Aktion "Uns geht die Luft nicht aus" Forschungssymposium Logopädie 2020

07.03.2020:
Forschungswege: Neues aus Logopädie und Sprachtherapie!

Unter diesem Motto stand das 9. Forschungssymposium von dbl (Deutscher Bundesverband für Logopädie) und dbs (Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie) in Erlangen. Vertreter*innen der beiden Verbände sowie Referent*innen aus verschiedenen Studiengängen, der Wissenschaft und Praxis waren am 07.03.2020 vor Ort. Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg FAU, die in diesem Jahr die gastgebende Rolle des Symposiums innehatte, war durch ihre Vizepräsidentin vertreten. Frau Prof. Dr. Bärbel Kopp richtete ein herzliches Grußwort an die Teilnehmenden. Auch Sabine Degenkolb-Weyers, Leiterin der Berufsfachschule Logopädie und Studiengangskoordinatorin des Bachelorstudienganges Logopädie, unterstrich in ihrer Begrüßung die Bedeutung der vollakademischen Ausbildung der Logopädie für eine qualitativ hochwertige und wissenschaftlich fundierte Patientenversorgung.
Vorträge von Logopäd*innen und Sprachtherapeut*innen zu den unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten interessierten ein Publikum von ca. 140 Teilnehmenden. Die Themen wie z. B. Wirksamkeit ambulanter logopädischer Therapien, praktische Ausbildung in der Logopädie/Sprachtherapie oder Einsatz holistischer Checklisten bei myofunktionellen Störungen wurden von Wissenschaftler*innen aus Münster, Halle, Basel und Aachen sowie Absolventinnen des Studiengangs Logopädie in Erlangen präsentiert. Besonders hervorzuheben ist der Vortrag von Julia Kornmayer, Absolventin des B.Sc. Studiengangs Logopädie in Erlangen, die für ihre Bachelorarbeit zum Thema Sprechgeschwindigkeit von Vorschulkindern mit dem Nachwuchspreis des deutschen Bundesverbands für Logopädie und Schulz-Kirchner-Verlag gewürdigt wurde. Auch die Masterarbeit von Stephanie Zwirnmann, die ihrem Vortrag zur Früherkennung sprachlicher Risikokinder zugrunde liegt, wurde vom Deutschen Bundesverband Klinischer Sprechwissenschaftler mit einem Förderpreis ausgezeichnet.
Bei allen Vorträgen zeigte sich eine umfassende wissenschaftliche Fundierung der verschiedenen sprachtherapeutischen Fachgebiete.
Die Mittagspause wurde berufspolitisch genutzt, um auf die aktuelle Lage der Logopädie in Deutschland aufmerksam zu machen. Die bundesweite Aktion „Vollakademisierung der Logopädie“, die vom „Arbeitskreis Berufsgesetz“ initiiert wurde, hatte in Erlangen den Schwerpunkt „Wissenschaftlichkeit der Logopädie“. Mit Plakaten wie „Logopädie braucht Wissenschaft“ forderten Studierende und Lehrende des Bachelor-Studiengangs Logopädie in Erlangen zusammen mit den Studierenden des Bachelor-Studiengangs Logopädie/Sprachtherapie in Würzburg die vollakademische Logopädie-Ausbildung. In einer Luftballon-Aktion unter dem Motto „Uns geht die Luft nicht aus“ stellten die Anwesenden ihre „Puste“ für das Anliegen der Vollakademisierung zur Verfügung.
Hintergrund dieser Aktion ist, dass die Ausbildung der Logopäd*innen in Deutschland längst nicht mehr den gestiegenen Anforderungen des Berufs entspricht. Es wird seit Jahren eine vollakademische Ausbildung der logopädischen Fachkräfte gefordert, wie sie in allen europäischen Nachbarländern schon längst der Fall ist. Im Bereich der akademischen Sprachtherapie gibt es in Deutschland bereits seit 1969 Studiengänge, deren Absolvent*innen einen guten Teil der Therapierenden, der Lehrenden und Forschenden stellen. Durch die 2009 verabschiedete Möglichkeit einer versuchsweisen Übernahme der Logopädie-Ausbildung an die Hochschule wurde ein Modell für die akademische Logopädieausbildung geschaffen, welches an der FAU Erlangen seit 2011 mit gutem Erfolg und hervorragenden Evaluationsergebnissen umgesetzt wird.
In diesem Zusammenhang erfreut die aktuelle Einschätzung des Bundesministeriums für Gesundheit, dass die vollakademische Ausbildung der Logopädie denkbar ist und demensprechend geprüft werden soll. Die Forderung von Logopäd*innen für die zukunftweisende Umgestaltung der Ausbildung erhält hierdurch eine deutliche Unterstützung.
So ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Vollakademisierung erreicht.