Schnelle Hilfe für krebskranke Kinder aus der Ukraine

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24 Flüchtlingskinder gelangten über das Netzwerk KIONET zur Behandlung nach Bayern Auf der Flucht vor dem Krieg gegen die Ukraine erreichten nun 24 krebskranke Kinder mit ihren Angehörigen den Freistaat Bayern und wurden über das etablierte Kinderonkologische Netzwerk Bayern (KIONET) in die Universitätsklinika Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg sowie die Kliniken der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München aufgenommen. „Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Uni-Klinika konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden“, berichtet KIONET-Sprecher Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. „Alle Kinder und ihre Angehörigen erreichten uns schwer traumatisiert und erhalten deshalb zusätzlich eine psychosoziale Betreuung.“ „Gemeinsam für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern handeln“ – unter dieser Leitlinie gründeten im Juli 2019 sechs auf die Behandlung junger Krebspatientinnen und -patienten spezialisierte Zentren das Netzwerk KIONET. Jetzt zeigte sich, dass die Beteiligten auf Basis der bisher aufgebauten Strukturen zum Ausbau von klinischen Studien auch in einer Krisensituation effizient zusammenarbeiten können. „Obwohl beide Busse an einem Wochenende in Bayern ankamen, standen alle Ansprechpersonen vor Ort mit den Teams in den Fahrzeugen pausenlos miteinander in Verbindung, und es war möglich, für jedes Kind die bestmögliche Entscheidung zur Unterbringung zu treffen“, berichtet Prof. Metzler. Mehr als 100 E-Mails und zahllose Nachrichten via Smartphone wurden ausgetauscht, damit die schwer kranken Kinder so schnell wie möglich auf die Uni-Klinika in Augsburg, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg verteilt werden konnten. „Jede noch so kurze Therapieunterbrechung birgt für die Kinder das Risiko, dass der Krebs sich weiterentwickelt“, betont der Erlanger Kinderonkologe. „Hinzu kommen die ungünstigen Versorgungsbedingungen im Kriegsgebiet und auf der Flucht, die zum Teil schwere Infektionen auslösten, da die jungen Patientinnen und Patienten nicht isoliert und so nicht vor Keimen geschützt werden konnten.“ Aufnahme trotz fehlender Kapazitäten „Alle KIONET-Klinika haben trotz voller Auslastung zusätzliche Kapazitäten für die ukrainischen Kinder geschaffen“, erklärt Prof. Metzler. „Derzeit haben wir coronabedingt wie alle Kliniken erhebliche Personalausfälle. Außerdem bedurfte es neben der medizinischen Versorgung ja auch gleichzeitig der Unterbringung und Versorgung der Begleitpersonen. Dennoch haben alle Zentren ohne Zögern die nötigen Ressourcen für die Aufnahme der krebskranken Kinder zur Verfügung gestellt.“ Dieser gemeinsame Kraftakt der sechs Uni-Klinika ist ein – vermutlich lebensrettender – Glücksfall für die betroffenen Kinder. Darunter sind die sechsjährige Diana, deren Sehnerv am rechten Auge von einem Tumor befallen ist, die zweijährige Elisabetha, die an einem Hirntumor leidet, und die ebenfalls zweijährige an Leukämie erkrankte Andrea. Diese drei Mädchen werden jetzt im Uni-Klinikum Erlangen onkologisch behandelt, und auch ihre mitreisenden Mütter und Geschwister wurden unkompliziert in den Appartements der Elterninitiative für krebskranke Kinder Erlangen e. V. aufgenommen und versorgt, damit sie nach den schrecklichen Erlebnissen der vergangenen Wochen hoffentlich wieder ein wenig Ruhe finden können. Flucht zum Knochenmarkspender Glück im Unglück erlebte womöglich der sechsjährige Iwan, der als vierter Patient gemeinsam mit seiner Mutter ins Uni-Klinikum Erlangen gebracht wurde: Der Grundschüler hatte in der Ukraine einen schweren Rückfall seiner Leukämie erlitten und stand bei Kriegsausbruch kurz vor einer Knochenmarktransplantation. „Wir konnten inzwischen den potenziellen Knochenmarkspender für Iwan ausfindig machen“, freut sich Markus Metzler. „Dieser befindet sich – wenn alle notwendigen Voraussetzungen gegeben sind – ganz in der Nähe, nämlich in Nürnberg.“ 120 krebskranke Kinder und Jugendliche in Deutschland Inzwischen konnten schon über 120 krebskranke Kinder und Jugendliche deutschlandweit klinisch aufgenommen werden. „Die schwer kranken jungen Patientinnen und Patienten werden in Polen zentral gesammelt und nicht transportfähige Kinder zunächst stabilisiert“, erläutert Prof. Metzler. „Innerhalb Deutschlands koordiniert die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie rund um die Uhr den Transport und die Verteilung und berücksichtigt dabei neben den spezifischen Erkrankungen auch die Nähe von in Deutschland lebenden Verwandten.“ Der Erlanger Kinderonkologe zeigte sich vor allem von der Schwere der Traumatisierung der Kinder und ihrer begleitenden Elternteile tief betroffen. „In jedem Gesicht, das uns vor Augen kam, waren die erlebten Schrecken abzulesen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass die Menschen bereits während des Transports in jedem Bus von psychosozialen Betreuungspersonen begleitet wurden und wir jetzt sehr engagierte ehrenamtliche Helfer haben, die sich außerhalb der Klinik um die Familien kümmern.“ Weitere Informationen: Prof. Dr. Markus Metzler 09131 85-33731 markus.metzler(at)uk-erlangen.de

24 Flüchtlingskinder gelangten über das Netzwerk KIONET zur Behandlung nach Bayern

Auf der Flucht vor dem Krieg gegen die Ukraine erreichten nun 24 krebskranke Kinder mit ihren Angehörigen den Freistaat Bayern und wurden über das etablierte Kinderonkologische Netzwerk Bayern (KIONET) in die Universitätsklinika Augsburg, Erlangen, Regensburg und Würzburg sowie die Kliniken der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München aufgenommen. „Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Uni-Klinika konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden“, berichtet KIONET-Sprecher Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. „Alle Kinder und ihre Angehörigen erreichten uns schwer traumatisiert und erhalten deshalb zusätzlich eine psychosoziale Betreuung.“

„Gemeinsam für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern handeln“ – unter dieser Leitlinie gründeten im Juli 2019 sechs auf die Behandlung junger Krebspatientinnen und -patienten spezialisierte Zentren das Netzwerk KIONET. Jetzt zeigte sich, dass die Beteiligten auf Basis der bisher aufgebauten Strukturen zum Ausbau von klinischen Studien auch in einer Krisensituation effizient zusammenarbeiten können. „Obwohl beide Busse an einem Wochenende in Bayern ankamen, standen alle Ansprechpersonen vor Ort mit den Teams in den Fahrzeugen pausenlos miteinander in Verbindung, und es war möglich, für jedes Kind die bestmögliche Entscheidung zur Unterbringung zu treffen“, berichtet Prof. Metzler. Mehr als 100 E-Mails und zahllose Nachrichten via Smartphone wurden ausgetauscht, damit die schwer kranken Kinder so schnell wie möglich auf die Uni-Klinika in Augsburg, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg verteilt werden konnten. „Jede noch so kurze Therapieunterbrechung birgt für die Kinder das Risiko, dass der Krebs sich weiterentwickelt“, betont der Erlanger Kinderonkologe. „Hinzu kommen die ungünstigen Versorgungsbedingungen im Kriegsgebiet und auf der Flucht, die zum Teil schwere Infektionen auslösten, da die jungen Patientinnen und Patienten nicht isoliert und so nicht vor Keimen geschützt werden konnten.“

Aufnahme trotz fehlender Kapazitäten

„Alle KIONET-Klinika haben trotz voller Auslastung zusätzliche Kapazitäten für die ukrainischen Kinder geschaffen“, erklärt Prof. Metzler. „Derzeit haben wir coronabedingt wie alle Kliniken erhebliche Personalausfälle. Außerdem bedurfte es neben der medizinischen Versorgung ja auch gleichzeitig der Unterbringung und Versorgung der Begleitpersonen. Dennoch haben alle Zentren ohne Zögern die nötigen Ressourcen für die Aufnahme der krebskranken Kinder zur Verfügung gestellt.“ Dieser gemeinsame Kraftakt der sechs Uni-Klinika ist ein – vermutlich lebensrettender – Glücksfall für die betroffenen Kinder. Darunter sind die sechsjährige Diana, deren Sehnerv am rechten Auge von einem Tumor befallen ist, die zweijährige Elisabetha, die an einem Hirntumor leidet, und die ebenfalls zweijährige an Leukämie erkrankte Andrea. Diese drei Mädchen werden jetzt im Uni-Klinikum Erlangen onkologisch behandelt, und auch ihre mitreisenden Mütter und Geschwister wurden unkompliziert in den Appartements der Elterninitiative für krebskranke Kinder Erlangen e. V. aufgenommen und versorgt, damit sie nach den schrecklichen Erlebnissen der vergangenen Wochen hoffentlich wieder ein wenig Ruhe finden können.

Flucht zum Knochenmarkspender

Glück im Unglück erlebte womöglich der sechsjährige Iwan, der als vierter Patient gemeinsam mit seiner Mutter ins Uni-Klinikum Erlangen gebracht wurde: Der Grundschüler hatte in der Ukraine einen schweren Rückfall seiner Leukämie erlitten und stand bei Kriegsausbruch kurz vor einer Knochenmarktransplantation. „Wir konnten inzwischen den potenziellen Knochenmarkspender für Iwan ausfindig machen“, freut sich Markus Metzler. „Dieser befindet sich – wenn alle notwendigen Voraussetzungen gegeben sind – ganz in der Nähe, nämlich in Nürnberg.“

120 krebskranke Kinder und Jugendliche in Deutschland

Inzwischen konnten schon über 120 krebskranke Kinder und Jugendliche deutschlandweit klinisch aufgenommen werden. „Die schwer kranken jungen Patientinnen und Patienten werden in Polen zentral gesammelt und nicht transportfähige Kinder zunächst stabilisiert“, erläutert Prof. Metzler. „Innerhalb Deutschlands koordiniert die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie rund um die Uhr den Transport und die Verteilung und berücksichtigt dabei neben den spezifischen Erkrankungen auch die Nähe von in Deutschland lebenden Verwandten.“ Der Erlanger Kinderonkologe zeigte sich vor allem von der Schwere der Traumatisierung der Kinder und ihrer begleitenden Elternteile tief betroffen. „In jedem Gesicht, das uns vor Augen kam, waren die erlebten Schrecken abzulesen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass die Menschen bereits während des Transports in jedem Bus von psychosozialen Betreuungspersonen begleitet wurden und wir jetzt sehr engagierte ehrenamtliche Helfer haben, die sich außerhalb der Klinik um die Familien kümmern.“

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Markus Metzler

09131 85-33731

markus.metzler(at)uk-erlangen.de

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