Weit mehr als nur „Magen-Darm“
Neues Kinderbuch zum Krankheitsbild FPIES vorgestellt
Die Symptome können Eltern Angst machen: Ihr Kind erbricht sich sehr heftig und nahezu unaufhörlich. Dabei wirkt es extrem krank und kraftlos. Später kommt manchmal noch Durchfall dazu. Das Kind kann dehydrieren, der Blutdruck abfallen. Es handelt sich hierbei möglicherweise um FPIES (Food Protein Induced Enterocolitis Syndrom) – eine durch Nahrungsmitteleiweiß verursachte Entzündung der Dünn- und Dickdarmschleimhaut. „FPIES ist eine eher seltene Form der Nahrungsmittelallergie. Sie zu diagnostizieren, ist echte Detektivarbeit“, erklärt Prof. Dr. André Hörning, Oberarzt und Leiter der Pädiatrischen Gastroenterologie und Hepatologie in der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Uniklinikums Erlangen. „Es gibt entsprechend viel Aufklärungsbedarf hinsichtlich der Ursachen und der passenden Diagnostik und Therapie.“ Umso mehr freute sich Prof. Hörning jetzt über das neue kindgerechte Buch von Autorin und Illustratorin Jennifer Hetzel, das das Thema FPIES für Eltern und Kinder anschaulich und verständlich aufbereitet. Mit Unterstützung der Erlanger Nutricia Milupa GmbH wurden zunächst 1.000 Exemplare gedruckt. Alle Eltern, deren Kind am Uniklinikum Erlangen die Diagnose FPIES erhält, sollen künftig ein Buch erhalten.
Es erzählt die Geschichte von Kälbchen Cate, das sich oft müde und schlapp fühlt und sich immer wieder erbrechen muss. In der Tierklinik haben Expertinnen und Experten schließlich den Verdacht, dass die kleine Cate an FPIES leiden könnte. Nach mehreren Untersuchungen und Tests steht die Diagnose fest und eine Ärztin erklärt Cate und ihrer Mama das weitere Vorgehen.
Oft sind jüngere Kinder, auch Säuglinge, von FPIES betroffen. Auslöser für die starke Immun- und Kreislaufreaktion sind u. a. Kuhmilch und Soja, aber auch Reis, Getreide, Süßkartoffeln, Eier, Fisch, Geflügel und andere. „Die Auslöser sind sehr unterschiedlich“, erklärt Prof. Hörning, „Auch Bananen oder Kartoffeln können schuld sein.“ Der Darm des betroffenen Kindes wehrt sich heftig gegen die entsprechenden Nahrungsmittel, was anfänglich oft als fulminante Magen-Darm-Grippe fehlinterpretiert wird. „Ein wichtiger Hinweis ist, dass Kinder mit FPIES Magensaft, Schleim und Galle erbrechen statt Mageninhalt“, erklärt André Hörning. „Denn der Brechreiz setzt erst einige Stunden nach dem Essen ein, wenn die Nahrung den Magen schon passiert hat und im Darm angekommen ist.“
Zur Therapie von FPIES sollte das identifizierte Nahrungsmittel strikt gemieden werden. Eine Alternative ist non-allergene Spezialnahrung. Die Heilungsprognose ist gut. Bis zum sechsten Lebensjahr verschwinden die Symptome meist wieder und die einst nicht tolerierten Lebensmittel dürfen wieder gegessen werden.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. André Hörning
09131 85-33118
andre.hoerning(at)uk-erlangen.de