Schlaganfall: Diagnostik und Therapie in einem bildgebenden Gerät

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Foto: colourbox.de

Verbundprojekt zur medizinischen Bildgebung durch EIT Health gefördert

Die Medizinische Fakultät und die FAU haben erneut ihre Forschungsstärke unter Beweis gestellt: Zusammen mit der Siemens Healthcare GmbH, dem Universitätsklinikum Erlangen und weiteren europäischen Partnern betreiben sie ein neues Forschungsprojekt zur Entwicklung eines innovativen Hybridgerätes, das verschiedene medizinische Bildgebungsverfahren miteinander kombiniert und insbesondere Schlaganfallpatienten eine schnellere Diagnostik und Behandlung ermöglichen soll. Gefördert wird das Vorhaben vom European Institute of Innovation and Technology for Health (EIT Health), einer öffentlich finanzierten Initiative zur Zukunftssicherung einer innovativen Gesundheitsversorgung. Das Projekt „Predictive Prevention and Personalized Interventional Stroke Therapy – P3 Stroke“ ist dabei eines von nur zweien in Deutschland, europaweit werden insgesamt nur acht Projekte gefördert.

Um eine der prestigeträchtigen Förderungen des EIT Health zu erhalten, gilt es, im Verbund mit Partnern ein überzeugendes Projekt einzureichen. Darüber, dass dies mit dem Projekt „P3 Stroke“ gelungen ist, zeigt sich der Dekan, Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Schüttler, hoch erfreut:

Das Projekt ist eine weitere wichtige Vernetzung zwischen Universität, Uni-Klinikum und industriellen Partnern, wie Siemens Healthineers, auf höchstem europäischen Niveau.

„Time is brain“ – Schlaganfälle schneller behandeln

Dr. Heinrich Kolem, CEO der Siemens Healthineers Geschäftseinheit für Advanced Therapies, erläutert das Projekt:

Mit dem Projekt P3 Stroke wollen wir die Diagnostik und interventionelle Behandlung des Schlaganfalls durch den kombinierten Einsatz von Magnetresonanz-Bildgebung und Angiografie grundlegend verbessern.

Untersuchungen an unterschiedlichen Geräten kosten vor allem durch Patiententransporte viel Zeit. Wertvolle Zeit, die Schlaganfallpatienten nicht haben. So gehen pro Minute im Durchschnitt 2 Millionen Nervenzellen zu Grunde. Beim Schlaganfall zählt jede Minute, um gravierende Folgeerscheinungen zu vermeiden. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Arnd Dörfler, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung, und Prof. Dr. Andreas Maier, Leiter des Lehrstuhls für Mustererkennung an der Technischen Fakultät, wollen nun in Kooperation mit Siemens Healthineers die beiden Bildgebungsverfahren Magnetresonanztomografie und Angiografie kombinieren. Damit ermöglicht dieser innovative Ansatz die Diagnostik und unmittelbare Behandlung. Zeitaufwändige Patiententransporte und Umlagern werden somit reduziert, und damit wird wertvolle Zeit in der Behandlung des Schlaganfalls gewonnen.

Das zukunftsweisende System ermöglicht genaue Einblicke in das Krankheitsgeschehen ohne Zeitverzögerung und eine effektive Behandlung.

verdeutlicht Prof. Dr. A. Dörfler. Während die klinische Evaluation der neuen Methode unter Federführung der Neuroradiologie in enger Kooperation mit der Neurologischen Klinik erfolgen wird, ist der Lehrstuhl für Mustererkennung für die Entwicklung der Software verantwortlich:

Wir forschen bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Bereichen der medizinischen Bildgebung und bringen daher großes Know-how mit.

erklärt Prof. Dr. A. Maier.

Dass die Wissenschaftler bei der Entwicklung zunächst an Schlaganfall denken, heißt dabei nicht, dass der Einsatz auf diese Erkrankung beschränkt bleiben soll. Prof. Dr. A. Dörfler ist optimistisch:

Darüber hinaus wird das System auch in der minimalinvasiven Therapie weiterer neuro- und kardiovaskulärer Erkrankungen und in der Onkologie die direkte Translation in die Klinik finden.

EIT Health

Das EIT Health verbindet erfolgreiche regionale Cluster mit internationalen Netzwerken, die im europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“ die leistungsfähigsten Universitäten, Institute, Universitätsklinika und industriellen Forschungszentren miteinander vernetzen. Im Rahmen von EIT Health arbeiten mehr als 140 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen aus allen Teilen Europas in unterschiedlichen Projekten zusammen; die FAU und Siemens Healthineers gehören zu den Schlüsselpartnern. Jährlich fließen rund 80 Millionen Euro Fördergelder für die nächsten sieben Jahre in das Konsortium. Dank dieser Mittel kann EIT Health sowohl innovative Produkte als auch Bildungsangebote und Dienstleistungen entwickeln, die zur Lösung der demographischen Herausforderung in Europa beitragen.

Für Dr. Simone Reiprich, Geschäftsführerin des Zentralinstituts für Medizintechnik (ZiMT) und offizielle Vertreterin der FAU in der internationalen Partner Assembly von EIT Health, sowie Dr. Kurt Höller, Director of Business Creation und Mitglied des Management Boards des EIT Health, ist die Förderung ein weiterer Beweis für die führende Bedeutung der Region im Bereich der Medizintechnik:

Die von EIT Health geförderten Projekte zeichnen sich durch besondere Innovationsstärke und wissenschaftliche Expertise aus. Die Förderung zu erhalten und sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt zu haben, ist daher ein großer Erfolg.

Weitere Informationen

Dr. Simone Reiprich

Tel.: 09131/85-26868