Warum nehmen wir Farben unterschiedlich wahr?
Erklärt von Prof. Dr. Clemens Forster, Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Physikalisch gesehen gibt es keine Farbe. Sie ist lediglich ein Phänomen unseres Gehirns. Aus dem Aktivitätsmuster der drei verschiedenen Farbsensoren unserer Netzhaut erzeugt es eine Farbwahrnehmung. Dabei ist es unerheblich, ob Licht mit nur einer Wellenlänge, wie bei einem Laserpointer, oder einer Mischung aus verschiedenen Wellenlängen auf die Netzhaut trifft. Letzteres ist das Prinzip der Farbwiedergabe bei Displays, die durch unterschiedliches Aufleuchten von roten, grünen und blauen Pixeln beinahe jeden beliebigen Farbeindruck entstehen lassen. Welche Farbwahrnehmung ein Gehirn erzeugt, hängt von der individuellen Verteilung der Sensoren der Augen ab. Auch der Grundton der Beleuchtung ändert Farben, ohne dass uns das bewusst ist. Das Licht einer Glühbirne erzeugt einen wärmeren Farbton als LED-Licht. Trotzdem glauben wir, die Farbe eines Gegenstandes unter beiden Beleuchtungsbedingungen relativ sicher zu erkennen. Welches Aktivitätsmuster die Sensoren auch immer zum Gehirn senden, unbewusst interpretieren wir das Seherlebnis und lassen dabei unsere Erfahrungen einfließen.
Dieser Text erschien zuerst in Magazin alexander.