Macht Arbeit krank?

Bürgervorlesung informiert über arbeitsstressbezogene psychische Erkrankungen

Arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten? Arbeit ist nicht nur zum Finanzieren des eigenen Lebensunterhalts wichtig, sondern hat auch psychisch stabilisierende Effekte: Sie strukturiert unseren Tag, durch sie bauen wir soziale Kontakte auf und obendrein schenkt sie uns soziale Anerkennung für unsere Tätigkeit. Doch in den vergangenen Jahrzehnten haben sich Arbeitsprozesse verdichtet und die Fehltage von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Probleme deutlich zugenommen. Damit eine Wiedereingliederung in den Job möglich wird, sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung enorm wichtig. In ihrer Bürgervorlesung „Macht Arbeit krank? Entstehung und Therapie von arbeitsstressbezogenen psychischen Erkrankungen“ geht Prof. Dr. (TR) Yesim Erim, Leiterin der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, unter anderem auf verschiedene Modelle ein, die die Entstehung von arbeitsplatzbezogenen psychischen Störungen erklären.

Ist unsere Arbeit nicht an unsere Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst – fordert sie uns etwa zu wenig oder zu viel –, ändern sich die Aufgaben zu häufig oder sind sie ständig gleich, empfinden wir Stress. Auch terminlicher Druck und das Jonglieren vieler Aufgaben zur gleichen Zeit tragen zu innerer Unruhe bei. Das hat oft Auswirkungen: Schwindel, Tinnitus, Gedächtnisstörungen oder Magen-Darm-Verstimmungen sind genauso möglich wie depressive Störungen, Schlaf- und Konzentrationsprobleme oder Antriebslosigkeit. Doch wie können Betroffene aus diesem Hamsterrad ausbrechen? „Vielen hilft es zum Beispiel bereits, ihre Arbeitsaufgaben bewusst zu strukturieren: Was ist wichtig und dringend? Was ist zwar wichtig, aber nicht zeitkritisch? Was ist nicht wichtig und kann somit komplett von der To-do-Liste gestrichen werden?“, sagt Prof. Erim. „Anderen helfen psychotherapeutische Maßnahmen dabei, ihrer Tätigkeit wieder motiviert nachzugehen.“

Bürgervortrag online abrufen

Welche Aspekte sorgen dafür, dass Arbeit für uns „gesund“ ist? Wann bereitet uns unsere Tätigkeit Stress und was sind die damit einhergehenden psychischen Folgen? Wie können wir diesen Problemen vorbeugen? Auf diese und ähnliche Fragen geht Prof. Erim im Rahmen ihrer Bürgervorlesung „Macht Arbeit krank? Entstehung und Therapie von arbeitsstressbezogenen psychischen Erkrankungen“ ein. Daneben stellt die Expertin das Verbundprojekt „Frühe Intervention am Arbeitsplatz“ (FRIAA) vor. Die Erlanger Psychosomatik führt dieses mit mehreren Projektpartnern durch, um psychisch belastete Beschäftigte schnell ausfindig zu machen und zu behandeln und damit ihren Verbleib am Arbeitsplatz zu sichern. Die Veranstaltung musste coronabedingt leider ohne Publikum stattfinden, alle Interessierten können den Vortrag aber jetzt online abrufen. Auch die kommenden Termine im laufenden Wintersemester werden nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden, jedoch sieben Tage nach der geplanten Durchführung online zugänglich sein. Der Link zur Mediathek und aktuelle Informationen sind unter www.uker.de/bvl zu finden.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. (TR) Yesim Erim
Telefon: 09131 85-35928
E-Mail: yesim.erimatuk-erlangen.de