Emmy-Noether-Förderung für Tinnitusforschung

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Dr. N. Müller-Voggel am Magnetenzephalografen: Mit diesem Gerät wird die Hirnaktivität mit einer sehr hohen zeitlichen und guten räumlichen Auflösung gemessen. (Foto: Universitätsklinikum Erlangen)

Neuro-Forscherin erhält 1-Million-Euro-Nachwuchsförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Dr. Nadia Müller-Voggel aus der Neurochirurgischen Klinik hat für ihre Forschung zur Gehirnaktivität bei Tinnituspatienten jetzt die Emmy-Noether-Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten. Mit dem Emmy-Noether-Programm wird die von Dr. N. Müller-Voggel geleitete Nachwuchsforschergruppe am Universitätsklinikum Erlangen für mindestens drei Jahre mit einer Million Euro gefördert.

In Deutschland leiden 10 bis 15 Prozent der Menschen unter einem Tinnitus. Wegen der dauernden Störgeräusche im Ohr ist die Lebensqualität der Betroffenen oft stark eingeschränkt. Ein Tinnitus entsteht im Gehirn und ist die Folge einer Übererregung des auditorischen Systems. Aber auch nicht-auditorische Vorgänge tragen dazu bei, dass lästige Ohrgeräusche auftauchen – etwa Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse.

Es gibt viele Therapieansätze bei Tinnitus, doch keiner funktioniert zu hundert Prozent befriedigend. Das liegt daran, dass wir noch immer nicht sicher wissen, wie sich ein Tinnitus genau entwickelt.

erklärt Dr. N. Müller-Voggel. Ihre Forschung hat deshalb einen besonderen Fokus:

Wir untersuchen den Tinnitus im Verlauf: Welche Hirnaktivität messen wir, bevor die Ohrgeräusche entstehen? Was sind Risikofaktoren dafür, dass sich irgendwann ein Tinnitus entwickelt? Und: Wie ist die Situation im akuten und im chronischen Stadium?

Im Rahmen einer Langzeitstudie erforscht die Nachwuchswissenschaftlerin also, wie sich Tinnitus und Gehirnaktivität bei Betroffenen mit den Jahren verändern. Die Studienteilnehmer erhalten zum Beispiel Aufgaben, die ihre Aufmerksamkeit fordern; parallel dazu wird mithilfe der Magnetenzephalografie die Hirnaktivität gemessen.

Eine unserer Fragen ist: Wird der Tinnitus leiser, wenn sich die Aufmerksamkeit verlagert?

sagt Dr. N. Müller-Voggel. Außerdem wissen die Forscher, dass negative Gefühle die Störgeräusche verschlimmern können.

Wir erzeugen bei den Studienteilnehmern also auch negative Emotionen, schauen, ob der Tinnitus dadurch lauter wird, und beobachten, was währenddessen im Gehirn passiert.

Ziel ist es, die subjektiv empfundenen, objektiv nicht messbaren Ohrgeräusche mit messbaren Hirnaktivitäten zusammenzubringen.

So erhoffen wir uns, die genannten Risikofaktoren zu identifizieren – also bestimmte neuronale Gegebenheiten, die einen Tinnitus begünstigen. Ebenso halten wir Ausschau nach den spontanen Selbstheilungskräften des Gehirns – denn bei manchen Betroffenen verschwindet der Tinnitus ganz plötzlich von selbst.

erklärt Dr. N. Müller-Voggel.

Die Wissenschaftlerin war bis 2013 als Postdoc am Center for Mind/Brain Sciences an der Universität Trient tätig. Dank eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes kam sie anschließend ans Universitätsklinikum Erlangen, wo ihr nun die begehrte Emmy-Noether-Förderung bewilligt wurde.

Emmy-Noether-Programm der DFG

Das Emmy-Noether-Programm der DFG soll herausragenden Forschern die Möglichkeit geben, durch die Leitung einer Nachwuchsgruppe und spezielle Lehraufgaben die Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrer zu erlangen. Die geförderten Wissenschaftler müssen eine zweijährige Postdoc-Erfahrung sowie internationale Forschungserfahrung nachweisen und erklären, dass sie ihre wissenschaftliche Karriere im Anschluss an die Förderung in Deutschland fortsetzen.

Weitere Informationen

Dr. Nadia Müller-Voggel
Tel.: 09131 85-36921